5-Tages-Tour: Hamburg – Cuxhaven – Bremerhaven – Bad Zwischenahn – Papenburg – Rheine – Versmold

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Eine Woche Urlaub im Mai. Klar, was man da macht: Auf gutes Wetter hoffen und Radfahren. Die Touridee kam eher spontan. Erst zwei Tage vor Tourbeginn an einem Samstag entschied ich mich, mit dem Zug nach Hamburg zu fahren und von dort über Cuxhaven die Nordsee entlang in Richtung Ems zu fahren und dann nach Süden zu fahren. Hier wollte ich in Ostwestfalen Station bei meinen Eltern machen um dann eventuell noch weiter nach Berlin zu radeln. Daraus ist zwar nichts geworden, doch wie die übrigen 580 Kilometer in 5 Tagen abliefen, habe ich hier zusammengefasst.



Tag 1: Hamburg – Altes Land – Cuxhaven

Am Samstag gegen kurz nach 8 Uhr morgens bestieg ich meinen vorher gebuchten Intercity nach Hamburg. Einer der wenigen direkten Züge zwischen der Haupt- und der Hansestadt, in denen man ein Fahrrad mitnehmen kann. Die Wetterprognosen waren leider nicht wirklich ermutigend. Schauerwetter sollte es geben, nur wenig Sonne. Ich hatte vorsichtshalber ein Hotel in Cuxhaven reserviert, aber frohen Mutes mein Zelt mitgenommen.

In Hamburg angekommen war das Wetter in Ordnung. Heiter bis wolkig. Mein eigentlicher Plan war, die Elbe hoch bis Glücksstadt zu fahren, dort überzusetzen und nach Cuxhafen weiter zu fahren. Am Bahnhof bekam ich von einer anderen Radlerin den Hinweis, ich möge doch durchs Alte Land fahren und entweder schon in Blankenese oder in Wedel übersetzen.

Der Weg führte mich zunächst durch die Hafencity, dann die Landungsbrücken entlang. Ich kam nur langsam vom Fleck. Hamburg feierte den Hafengeburtstag, entsprechend voll war es auf den Straßen, die eigentlich gesperrt waren. Hinter dem Landungsbrückenbereich folgte ein reiner Fußgängerbereich – Radfahren verboten. Doch danach folgte eine schöne Strecke die Elbe entlang auf Parkwegen und Nebenstraßen. Kurz vor Wedel dann aber richtig Arbeit: Das Heizkraftwerk Wedel versperrte den Weg, das Rad musste eine Treppe mit Rampe hochgeschoben werden, um mit einem Umweg durch Wedel zur Welcome-Höft zu kommen. Hier wollte ich eigentlich eine kurze Pause machen und mir überlegen, ob ich dem Tipp des Übersetzens nachkommen soll oder auf der rechten Elbseite weiterfahre. Die Entscheidung wurde mir abgenommen: Die Fähre war bereits da und kommt nur etwa alle 1 1/2 Stunden. Also gings auf direktem Weg auf die Fähre. 7 Euro kostet die Überfahrt für Mensch und Rad – und ich war nicht der einzige Radler.P1020917

Die Fähre brachte mich nach Lühe, direkt ins Alte Land und damit nach Niedersachsen. Das war nach Hamburg und Schleswig Holstein das dritte Bundesland am heutigen Tag. Die Strecke führte direkt am Deich entlang, vorbei an zahlreichen Obstbäumen, die gerade in voller Blüte standen. Kurz vor Wischhafen wagte ich einen Blick auf das Regenradar und sah aus Westen ein fieses Regenband reinziehen. Ich beschloss daraufhin, nicht den bis hierhin gefahrenen Elberadweg weiter zu fahren, sondern querfeldein nach Cuxhaven zu fahren und das gebuchte Hotel auch zu nutzen. Etwa 30 Kilometer vor Cuxhaven war die Starkregenfront jedoch schneller als ich. Zum Glück fand ich aber eine Möglichkeit, mich in einer Sparkasse unterzustellen und den stärksten Teil des etwa zwei Stunden andauernden Regens abzuwarten. Sehr zur Freude der Kunden, die sich Geld am Automaten holten. Nach etwa einer Stunde war der heftigste Regen P1020929vorbei und ich zog meine Regenklamotten an und fuhr weiter – zunächst eine Bundesstraße entlang, später dann direkt an der Elbmündung und Nordsee. Immer wieder querte ich dabei den Deich, stand auch schon mal vor verschlossenen Weidetoren und durfte wieder zurück strampeln. Einen Teil begleitete mich dann auch noch eine Schafherde.

Letztlich erreichte ich gegen 20.30 Uhr nach 121 km Cuxhaven, wo es dann gar nicht mal leicht war um die Zeit noch was Essbares zu finden (nach der Dusche versteht sich). Küchenschluss 21 Uhr mal so als Stichwort :-)

Tag 2: Cuxhaven – Bad Zwischenahn

Am nächsten Tag pustete mir der Wind ins Gesicht. Den Deich entlang ging es Richtung Südwesten, immer mal wieder mit anderen Radfahrern und einer recht unfreundlichen und  dreisten Radgruppe, die mich häufiger meinte überholen und ausbremsen zu müssen.

P1020947Über kleine Feldwege kam ich letztlich den Deich entlang nach Bremerhaven. Dabei folgte ich meist dem Nordseeküstenweg, dessen Ausschilderung ganz gut aber nicht überragend ist. Der Weg führte in Bremerhaven zunächst durch das Hafengebiet und hier auch über schlechte Radwege und teilweise auch Straßen. Da Sonntag war, war die Fahrt durch die ganzen Anlegestellen erträglich. An einem Werktag, wenn hier LKWs fahren, dürfte das ganze weniger erfreulich sein. Ohne es zu merken, stolpert man direkt vom Hafen mit seinen ganzen Auto-Transportschiffen in die Innenstadt. Mein Plan: Die Fähre von Bremerhaven nach Nordenhamm (Blexen) zu nehmen. Am Anleger angekommen, deutete mir eine Anzeige, das nächste Schiff sei in 27 Minuten da. Etwa die gleiche Zeit brauchten bedrohlich aussehende Wolken am Himmel, um sich zu entschließen, zu regnen. So regnete es während der Überfahrt leicht. Die Fähre bietet jedoch ein kleines BIstro und einen Aufenthaltsraum. Die Zeit reicht auch aus, um eine Kleinigkeit zu essen und einen Kaffee zu trinken. Wer will, kann sogar seinen Lottoschein auf dem Schiff abgegeben.

P1020960In Nordenhamm suchte ich mir, nachdem es kurz aufgehört hatte zu regnen, nach einigen Kilometern einen Unterstand. Es zog ein Gewitter auf. Unterschlupf bot mir ein Baustoffhandel mit einem überdachten Unterstand. Während des Abwartens des Gewitters kümmerte ich mich um meine Unterkunft. Ein weiteres Mal sollte es kein Zelt werden, das Wetter war zu schlecht. Ich entschied mich, nach Bad Zwischenahn zu fahren. Hier hatte ich ein Hotel reserviert. Freundlicherweise teilte mir mein Mobilfunkanbieter mit, dass ich genug Traffic für den Monat gemacht hatte. Ich würde ab nun gedrosselt. Damit war das Internet die nächsten Tage deutlich langsamer. Mit dem Fahrradnavi ging es zunächst nach Westen, dann am Jadebusen entlang und über ruhige Nebenstraßen und straßenbegleitende Radwege nach Bad Zwischenahn.

Ankunft im Hotel war gegen 20 Uhr, 109 km standen auf dem Tacho.

Tag 3 Bad Zwischenahn – Papenburg – Sögel

P1020973Bei einem tollen Frühstück im Hotel versuchte ich das schlechte Wetter zu verdrängen. Es regnete. Und es schien auch nicht so bald aufzuhören. Also rein in die Regenklamotten. Viele Kilometer radelte ich einen Radweg entlang, den man quer durch die Landschaft getrieben hatte. Gebaut war er offenbar auf einem alten Bahndamm.

Es folgten dann viele kleinere Straßen durch Ostfriesland, gespickt mit viel Gegenwind.  Ach so, und sieben Regenschauern. Aber immerhin bin ich nicht nass geworden – es war immer etwas zum Unterstellen in der Nähe. Erst gegen 16 Uhr erreichte ich mein Zwischenziel Papenburg. Durch die schöne Innenstadt radelte ich an der Meyer-Werft vorbei zur Ems. Dieser wollte ich die kommenden Tage folgen. Da mir der Wind extrem freundlich gesinnt war, entschloss er sich nach starkem Westwind, während ich nach Westen führ auf Süd-West zu drehen, schließlich fuhr ich ihm entgegen.

P1020978Die Ems entlang fuhr ich nach der Dortmund-Ems-Kanal-Schleuse durch die Auen. Etwas surreal schob sich ein kleiner Tanker durch die Auen – zumindest scheinbar. Ziel hätte ein kleiner Campingplatz sein können. Noch als ich davor stand, war dieser so wenig einladend, dass ich mir doch wieder ein Hotel suchte. Zumal schon wieder Regen unterwegs war. Der Weg zum Hotel führte mich einmal quer durch ein militärisches Sperrgebiet, unter der ehemaligen Transrapid-Teststrecke hindurch, noch Sögel, etwa 20 Kilometer nordöstlich von Meppen. Kaum am Hotel angekommen, machte der Himmel wieder die Schleusen auf.

Ankunft erneut 20 Uhr, 109 km

Tag 4 Sögel – Meppen – Holland – Rheine

P1020987Mit Komoot habe ich mich nach Meppen navigieren lassen. Die App hat dazu viele schöne ruhige Wege herausgesucht. In Meppen habe ich in der Innenstadt eine kurze Pause eingelegt und mich bei einem Bäcker mit einem Biker unterhalten, der am folgenden Wochenende mit seiner Maschine nach Schottland wollte.

Mein Plan nun: Auf nach Holland, von dort dann wieder über Nordhorn nach Rheine. Der Weg nach Holland führte leider viel befahrenen Straßen entlang. Nach einigen Regenpausen überfuhr ich letztlich die Grenze, radelte einige hundert Meter im niederländischen Regen, bog links ab und war plötzlich ohne es zu merken wieder in Deutschland. Nun nahm ich Kurs auf Nordhorn. Der Weg führte hier über Nebenstraßen und an Kanälen entlang. Unterwegs merkte ich jedoch, dass der Weg zu lang werden würde und steuerte mein Ziel Rheine dann ohne Umweg über Nordhorn an.

Die letzten 50 km meiner Strecke führten leider fast ausschließlich entlang von Bundesstraßen. Immerhin konnte ich hier Gas geben. Zumindest bis Rheine, wo mich die Ampelschaltungen ordentlich ausbremsten. Mein Hotel lag hinter Rheine an einem Golfplatz. Dem Ziel hat mein Navi leider noch einen Hügel zuvor gesetzt. Wobei Hügel geschönt ist: 19 % hat GPS gemessen. Ich hab den Rest schieben müssen.

Ankunft 19.30 Uhr, 125 km

Tag 5 Rheine – Warendorf – Versmold

P1030010Fünfter und letzter Tag. Es sollte einer der schönsten werden, allerdings auch länger als gedacht. Die ersten Kilometer bin ich eine Bundesstraße entlang gefahren, um einen großen unnötigen Umweg zu vermeiden. Doch dann ging es direkt auf den Emsradweg. Von hier an radelte ich fast ausschließlich den Emsradweg entlang. Nur an einigen Stellen kürzte ich unnötige Bögen über andere ruhige Wege ab. Und plötzlich das unerwartete: Sonne! Doch das war von kurzer Freude. Ab Mittag zog es sich wieder zu, kurz vor Warendorf begann es zu regnen. Aber nur leicht. Ich wartete kurz und traf eine andere Radlergruppe, die lustiger Weise aus meiner Geburtsstadt kamen und sogar noch meinen Großvater kennen.

P1030022Nach einem kleinen Plausch ging es durch Spargelfelder rechts und links den Emsradweg und dann auch den R1 bis Greffen. Die Straßen waren hier sehr nass, es muss ordentlich geregnet haben. Wenigstens heute hatte ich Glück. In Greffen hieß es Abschied nehmen vom Fernradweg, die letzten Kilometer auf heimischen Kilometern radelte ich ganz locker weg.

Gegen 15 Uhr fuhr ich auf den Hof meiner Eltern, 90 km hatte ich auf der Uhr. Die Tour war damit zu Ende, denn das Wetter sollte noch schlechter werden. Meinen Heimweg nach Berlin trat ich daher per Bahn an.

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