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Berliner sind offenbar farbenblind

In den vergangenen Tagen war ich viel im Berliner Stadtverkehr unterwegs. Dabei ist mir eines ganz besonders aufgefallen: Ampeln sind offenbar nur noch als unverbindliche Empfehlung anzusehen. Das betrifft Fahrradfahrer genau so wie Autofahrer – von Fußgängern rede ich gar nicht erst. Es scheint einfach Mode zu sein, bei rot zu fahren. Bin ich out, wenn ich das nicht mache?Vergangenen Donnerstag hatte ein ein Pärchen mit Rennrädern, die mir in Kreuzberg die Vorfahrt genommen haben. Dass ich von links bei grün komme – who cares. Da ich recht zügig fahre, zog ich ohne Probleme an ihnen vorbei. An der nächsten Ampel: rot. Ich bleibe stehen. Da kamen die beiden von hinten, quetschten sich an mir vorbei und fahren bei rot weiter. Nun gut, es kam nichts.

Wenige Meter hinter der Kreuzung begann das Spiel von vorne. Ich überholte, nächste Ampel wieder rot, sie quetschten sich vorbei, rot und rüber. Das Spiel wiederholten wir noch einige Male. „Leider“ kam nur einmal ein Auto bei ihren Rot-Attacken, so dass sie bremsen mussten.

Auch an anderen Orten in Berlin merke ich vor Fahrradampeln immer wieder, dass andere Radfahrer hinter mir am liebsten vorbei wollen. Oder auch schlicht vorbei fahren. Muss man als Radfahrer, der sich an die Verkehrsregeln hält, jetzt schon ein schlechtes Gewissen bekommen? Manchmal habe ich den Eindruck.

Nun, jeder ist für sich selbst verantwortlich. Wer auf einer großen Kreuzung um Berufsverkehr meint, bei rot fahren zu wollen, soll Bekanntschaft mit der nächsten Kühlerhaube machen. Gemein ist das nur gegenüber den anderen – insbesondere gegenüber jedem Auto- oder LKW-Fahrer, der den Radler erwischt.

Aber auch umgekehrt kann es gehen: Sonntag, Ernst-Reuter-Platz. Die Rad-Ampel steht schon lange auf Grün. Ich fahre los, quere die Straße. Da brettert 1,50 Meter vor mir ein Auto lang. Für Autos galt zu diesem Zeitpunkt locker 5-10 Sekunden schon rot. Dass ich und ein älterer Radfahrer vor mir nicht umgeholzt wurden – Glück. Der ältere Herr fragte mich sogar noch verdattert, ob wir nicht Grün gehabt hätten.

Sicherlich gehen viele Verkehrsunfälle auf Fehlverhalten von Autofahrern zurück, die nicht richtig beim Abbiegen oder Ausparken gucken können (ich zähle schon gar nicht mehr). Ein Teil geht auch auf besch…. Radwege in Berlin zurück, bei denen es gefährlicher ist den Radweg als die Straße zu nehmen. Doch ich denke, eine große Zahl an Unfällen ist durch die Radfahrer selbst verursacht, wenn sie Ampeln als Hinweis aber nicht als verpflichtend ansehen. Ich wäre dafür, dass die Polizei hier deutlich mehr kontrolliert. Und zwar nicht nur in Uniform – da fahren ja fast alle brav vernünftig – sondern zivil, am besten auch auf dem Rad.

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