In der Nacht bekomme ich Besuch. Nachts um drei raschelt es vor meinem Zelt. Ich mache den Reißverschluss auf, unsicher was mich erwartet. Mein Besuch ist klein, rund – und stachelig. Ein Igel findet meine Vorräte, die ich unter mein kleines aber sehr feines Vorzelt gestellt habe, und wühlt in Müll und Vorräten rum. Als er mich sieht, wird er flott und rennt wie von der Tarantel gestochen davon. Draußen ist es schon fast wieder hell. Doch ein Blick auf die Uhr signalisiert mir: Zum Losfahren ist es noch viel zu früh. Einige Stunden später baue ich mein Zelt zusammen, packe alles ein und schwinge mich aufs Rad. Ich fahre den See entlang wieder nach Norden und sehe andere Radfahrer beim Zelten. Sie stehen auch gerade auf. Peter, ein polnischer Landsmann, weiß, dass wir uns auf dem alten Campingplatz befinden Und dass die Sanitäranlagen sogar noch in Betrieb sind. „Na toll“, denke ich mir. Die paar hundert Meter um die Kurve hätte ich auch gestern fahren können. Sei’s drum und ab auf die Toilette. Die fehlte an der Badestelle. Mein Handyanbieter macht Probleme Ich will auf meinem Handy mein Ziel eingeben. Doch ich bekomme keine Daten. Dann wohl doch wieder der Griff zur Karte, um mir die Route anzusehen. Geht auch, ist aber nicht so bequem. Prompt fahre ich auch eine andere Strecke als die, die ich will. Auch noch einer Stunde habe ich noch kein Netz. Letztlich finde ich heraus: Mein österreichischer Anbieter hat in Österreich einen Datenausfall. Da meine Daten aus Schweden über Österreich laufen, bin auch ich davon betroffen. Erst Stunden später geht wieder alles. Hügelige Nebenstraßen säumen meinen Weg. Aber sie sind angenehm zu fahren. Den Supermarkt in Rimforsa, meinem Startort, habe ich heute ausgelassen. Er hatte noch nicht offen, als ich losgefahren bin. Durch die fehlende Navigation lotsen mich die Straßenschilder wieder zurück auf die Hauptstraße, die ich eigentlich nicht fahren wollte. Nun fahre ich sie halt doch, aber nur einige Kilometer bis vor Linköping ein breit angelegtes Netz von Radwegen beginnt.
Wenig begeistert bin ich von der Innenstadt von Linköping. Ich weiß nicht, ob ich die falschen Wege erwischt habe oder die Stadt wirklich so unschön ist, Spaß hier mit dem Fahrrad zu fahren, macht es mir jedenfalls nicht. Ich suche schnell wieder das Weite aus der Stadt – zumal ich auch noch einiges an Strecke vor dem Vorderrad habe. Ich mache in einem riesigen Supermarktkomplex kurz Zwischenstopp und fahre dann weiter in Richtung Göta Kanal. Vorteil des Weges, der ganz dicht am Kanal entlangführt: Er ist flach, sieht man mal von einigen Anstiegen an Brücken ab. Doch die Strecke ist auch eine einzige Schotterpiste, was das Fahren nicht gerade angenehm macht und meinen Hintern auf Dauer auch nicht erfreut. Zu sehen, wie die Schiffe durch den Kanal fahren und knapp durch die Brücken und Schleusen passen, ist jedoch beeindruckend. 20 Kilometer Götakanal 20 Kilometer fahre ich den Kanal entlang. Dann bin ich an dem Punkt, der mir schon die ganze Tour und auch schon davor etwas schwer im Magen liegt. Ich muss von hier in Borensberg nach Askersund. Es gibt auch hier wieder die Möglichkeit, über die Hauptstraßen zu fahren. Das will ich aber nicht, zumal der Weg einen großen Umweg bedeutet hätte. Ich entscheide mich als für den anderen Weg – durch Wald und Hügel. Ich suche die Nebenstraße 211, fahre also erst einmal nach Norden weiter. Im weiteren Verlauf will ich mich dann entscheiden, wie ich fahre, um nach Askersund zu kommen. Kilometerweit ziehen sich diese Bergstraßen, in Tjällmo biege ich nach Westen ab, es scheint, als könnte ihr hier auf Straßen zu meinem Ziel kommen. Google Maps versucht immer wieder, mich auf Waldwege zu ziehen, ich versuche meinen eigenen Weg zu finden. Doch viele Straßen sind aktuell gesperrt, es wird gebaut. Ein wenig beschleicht mich das Gefühl, ich werde den Weg zur Hauptstraße 50 nach Askersund nicht finden. Irgendwie gelingt es mir dann aber doch. Inzwischen habe ich die Lust ab Radfahren zumindest für heute etwas verloren und auch mein Hintern tut mir weh. Der Track zeigt, wie ich unnötige Schleifen gefahren bin. Hauptverkehrsstraße zum Tagesabschluss Die letzten 10 Kilometer zu meinem Campingplatz im Süden von Askersund fahre ich wieder Hauptstraße, überraschenderweise teilweise sogar ohne jeglichen Radweg oder Seitenstreifen. Zum Glück bin ich die Straße nicht komplett gefahren – mit mehr Zeit im Gepäck wäre das aber vielleicht doch die angenehmere Route gewesen. Auf dem Platz angekommen, schlage ich mein Zelt zwischen anderen Deutschen auf – darunter auch Radfahrer, die jedoch eher Eigenbrödler sind und nicht reden wollen. Ich habe gerade mein Zelt stehen, da fängt es an zu regnen. Meine Versorgung am Abend ist etwas eingeschränkt. Vorräte habe ich kaum mehr, bis in den Ort will ich nicht mehr fahren und der kleine Laden auf dem Campingplatz bietet nur Basics an. Aber immerhin bekomme ich etwas in den Magen. Weiter mit Tag 7 19. Juni: 145 km, 8 Uhr Abfahrt, 18.00 Uhr Ankunft [sgpx gpx=“/wp-content/uploads/gpx/schweden2013-tour1-tag6.gpx“] Touren-Tagebuch: 13 Tage durch Schweden Juni 2013 Tag 1: Tourauftakt Tag 2: Ystad und eine Einladung Tag 3: Regenschauer und Umwege Tag 4: Hügel, Växjo und Sverigeleden Tag 5: Smaland: Besuch bei Michel Tag 6: Nördlichster Punkt: Askersund Tag 7: 90 Kilometer Einsamkeit Tag 8: Day Off: Mittsommer Tag 9: Gegenwind und Regen: Abbruch? Tag 10: Auf nach Süden: Göteborg Tag 11: Ostseeküste und Halmstad Tag 12: 175 Kilometer Flucht vor Regen Tag 13: Zurück in Deutschland
Bist Du gar nicht an der Schleusenkaskade des Kanals langgekommen? 7 Schleusen hintereinander. Die war schon sehenswert.
Warum brauchst du ne Datenverbindung für deine Karte? Das ist irgendwie keine gute Plannung!
Also ich hab die geplante Route als gpx-Track bei mir drauf und rund um die ganze Route die Karte schon vorher (über WLAN) runtergeladen. Kann ich ganzen Tag im Flugzeug Modus unterwegs sein.
Anderseits passierts ist mir auch, schon dann am Ende des Tages wo ich ein Hotel finden wollte, das hab ich nicht vor geplant und Flugs ohne Netz wird das doch arg krampfig.
Bezüglich Schleifen: So schlimm siehst doch nicht aus, das sind nur Haken. Ich habs ja schonmal geschafft ne echte 360 Grad Schleife zu fahren.
Natürlich nur weil ich auch mal statt Hauptstraße irgendwo abseits fahren wollte ;)